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Nachdem der Rekord-Zinsanstieg und die Rekord-Inflation in den letzten Monaten starken Einfluss auf das Leben der meisten Menschen hatten, scheint der Trend der stetig stetigen Zinserhöhungen zumindest in den USA gebrochen. Vor dem 20.09. hatte Jerome Powell versprochen sehr vorsichtig und datenabhängig bei der Entscheidung vorzugehen, ob der Leitzins weiter erhöht wird. Wie von vielen Marktbeobachtern erwartet, wurde der Zins nun tatsächlich nicht weiter angehoben. Ein Grund zur Freude ist das per se nicht unbedingt, da die Inflation weiterhin sehr hoch ist (in Europa fast doppelt so hoch wie in den USA), die schon hohen Spritpreise durch potenziell steigende Ölpreise und niedrige US-Öl-Reserven weiter anziehen und den realen Kaufkraftverlust weiter anheizen können. Bedenkt man, dass rund 70% des US-BIPs auf Konsum beruhen, schon jetzt ein Großteil des Ersparten der Bevölkerung erschöpft ist und die Kreditausfälle sich mehren, sind das ernst zu nehmende Punkte. Die EZB hingegen sieht in Europa weiterhin Handlungsbedarf, möchte das Zielniveau von 2% erreichen und hat den Leitzins zuletzt um 0,25% angehoben. Eine Pause wurde aber trotzdem in Aussicht gestellt. Die Börsen haben reagiert und etwas Federn gelassen.
Historisch betrachtet kann festgestellt werden, dass die Börsen im Allgemeinen nicht einfach deshalb gestiegen sind, weil die amerikanische Zentralbank die Zinserhöhung aussetzte. Während Zinspausen war die Richtung an der Börse oft unklar, und wenn die Zinsen gesenkt wurden, verging in der Regel einige Zeit, bis die Kurse wieder anzogen. Zinserhöhungen an sich, führten regelmäßig zu wirtschaftlichen Rezessionen – mal mehr, mal weniger schlimm. Die Aktienmärkte begannen jedoch erst wieder zu steigen, nachdem ein erheblicher Teil der Rezession vorüber war. Eine solche Zeit Verzögerung ist nicht nur am Aktienmarkt, sondern auch in vielen anderen Bereichen üblich. Aktuell besteht weiterhin das Risiko, vor allem auch für Europa, zu lange zu stark gebremst zu haben, sodass es nicht mehr zu einem ‚soft landing‘ kommen kann, wenngleich rund 3 von 4 Fondsmanagern weiterhin davon überzeugt sind. Bisher dauerte es etwa ein halbes Jahr, bis nach einer Zinspause eine Rezession beginnt.
In vorherigen Beiträgen hatten wir bereits darauf Aufmerksam gemacht, wie sensibel die deutsche Konjunktursituation zurzeit ist. Als Industrie- und Exportland ist Deutschland auf wettbewerbsfähige Rahmenbedingungen und regelmäßige Investitionen angewiesen, um am Ball zu bleiben. Insbesondere die energieintensive Chemieindustrie und der Export von (Premium-) Autos leiden momentan. China wird in Kürze auch in Europa führend im Trendbereich E-Autos sein. Für die deutsche Wirtschaft sieht es aktuell grundsätzlich alles andere als rosig aus. Die im Vergleich hohe Bürokratie, hohen Energiekosten, Steuern und negativen Nettoinvestitionen 2022 in Deutschland (rund 135 Mrd. deutscher Investitionen im Ausland vs. 10 Mrd. ausländischer Investitionen in Deutschland) sprechen eine eindeutige Sprache: ein prognostiziertes preisbereinigtes BIP von -0,4%. Für viele kleine und mittelständische (Zulieferer-) Betriebe, auf deren Schultern sich unser Wirtschafts- und Sozialsystem bekanntlich stützt, wird eine Verlagerung der Betriebsstätte ins Ausland immer interessanter und manchmal sogar unumgänglich. In Kombination mit dem Fachkräftemangel und demografischen Wandel, ist es eine ernst zu nehmende Kombination, welche nicht auf die Schnelle gelöst werden kann und in den kommenden Jahren tiefgreifende Veränderungen zwingend notwendig machen werden.
International gesehen ist Japan weiterhin ein interessantes Pflaster für internationale Investoren, nicht nur für Warren Buffet. Es ist das einzige größere Land, in dem die Geldmenge steigt, welches keine inverse Zinskurve hat und in dem die Unternehmen anhaltende Gewinnsteigerungen verzeichnen können. Die Zinsen sollen laut Bank of Japan weiterhin niedrig bleiben, was die Abwertung des Yens stärken dürfte und Exportgewinne unterstützt. Im Gegensatz zu Deutschland, verfolgt Japan den Weg umweltschonender und günstiger Atomkraftwerke und importiert weiterhin russisches Gas, wodurch die Energiepreise niedrig gehalten werden können. Dank gelockerter Zuwanderungsregularien verbessert sich auch die Demografie Japans, was mittelfristig zu besserer Produktivität und weiterem Wachstum führen kann.
Angesichts der kommenden Zeiten werden wir es uns auch weiterhin zur Aufgabe machen, das Vermögen unserer Mandanten zu sichern und zu mehren, als wäre es unser eigenes. Dabei setzen wir als Ihre Vermögens-Manufaktur auf das politisch und wirtschaftlich stabile Fürstentum Liechtenstein als international vernetzten Finanzstandort außerhalb der EU. Selbstverständlich informieren wir Sie weiterhin regelmäßig über wichtige Entwicklungen und freuen uns bei Fragen immer auf ein Gespräch mit Ihnen.
Herzlichst
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